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Kapitel XI

XI.

 

Sie lässt sich aber noch einfacher umschreiben: Moderne Kunst kann, soll und muß alles, schlechthin alles, also auch das Wesen und Erscheinen von Kunst selbst, n e u d e f i n i e r e n , – den Raum, die Zeit, die Materie, Welt, Kunst, Gott und Mensch. Alles, was überhaupt denkbar und erkennbar ist, kann und soll durch Kunst anders, absolut anders definiert werden. Daß diese Neu-Definitionen nur künstlerische Künstler-Definitionen sein können und müssen, die durch das befreite Scheinen der modernen Künste das Licht der modernen Welt erblicken, ist tautologisch evident. (Eine Kritik, die äußerlich und sachfremd bleibt: ein tautologisches Vorurteil derer, die die Freiheit der modernen Kunst nicht zu achten belieben.)

 

Es sind „Schein-Definitionen“, und das Wort „Schein“ ist nun so frei, seine beiden Grundbedeutungen ohne Tabu präsentieren zu dürfen: als reines Scheinen ist der Schein von Kunst einerseits ein absolut berechtigter Schein und Eigenschein; andererseits weiß er sich gegen die anderen Freiheits-Scheine der modernen Welt als ein bloß gleichberechtigter gestellt. Dies ergibt in Summe einen kulturellen Agon verschiedenartigster Freiheiten, der nicht mehr als zentraler und vereinigender Agon organisierbar ist, nicht mehr als einheitliches kulturelles Leben gelebt werden kann. Die moderne Kultur ist in viele (Freiheits)Kulturen zerfallen.[1]

 

Und weil der berechtigte und zugleich nur gleichberechtigte Schein der modernen Kunst unerbittlich gegen den Schein von Wissenschaft und Vernunft (insbesondere als Recht, Politik und Leben) gestellt ist, der das Freiheits- und Wissensniveau der modernen Gesellschaft leitend definiert und ihr Welt- und Menschenbild kreiert, wird der künstlerische Schein im Vergleich zu den wissenschaftlichen Scheinen den Vorwurf, ein bloßer und somit trügender Schein zu sein, niemals abschütteln können.

 

Die Bewegung zwischen Schein und Schein geht wie ein perpetuierendes Pendel hin und her: was als notwendiger Schein zugestanden wird, weil die Freiheit der Kunst nur als moderne ausgetragen werden kann, das wird im nächsten Moment auch wieder derangiert, bezweifelt und in „Widerstreit“ und „Ironie“ gestellt, nicht nur von den Instanzen des nichtkünstlerischen Scheins, auch von den Künstlern der Moderne selbst, die sich aufgerufen fühlen, durch ein Palaver an Reflexion und Verkündigung die Sache ihrer Definitionen und Scheine zu verteidigen oder auch immer wieder zu verabschieden, um neue zu finden.[2]

 

Weil jede Scheindefinition von Welt durch moderne Kunst immer schon in einer unhintergehbaren Relation zur wissenschaftlichen Definition von Welt steht (und es gibt in der modernen Welt keinen Bereich in Politik, Ökonomie, Recht, Religion, Leben und sogar Kunst(geschichte), der nicht seine autonome Verwissenschaftlichung als basales Organ seiner modernen Existenzmöglichkeit integriert hätte) ist die Gefahr, daß der moderne Mensch durch die modernen Neu-Definitionen der modernen Künste irregeleitet werden könnte, minimal.[3] Auch Dada wurde nicht gesellschaftsmächtige Ideologie, keine moderne Kunst kann politische Ideologie werden.

 

Ein Grund für diese Gefahr- und Harmlosigkeit der modernen Kunst liegt zum einen in der Vielfalt der angebotenen neuen Definitionen, denn nicht nur jede traditionelle Kunst kann sie einbringen, sondern jeder Künstler kann, soll und muß die seine einbringen, – und fast immer zugleich mit der Intention, damit auch seine eigene Kunst(art) neu definiert, neu (um)geschaffen zu haben; zum anderen in der genannten Dominanz des Wissenschaftlichen in allen Bereichen der modernen Gesellschaft. Diese kann sich trotz unendlicher Vielfalt der Meinungen und Richtungen niemals in jene Pluralisierung und Individualisierung differenzieren und auflösen, die der modernen Kunst möglich ist.[4]

 

Daher ist die Wissenschaft, besonders als naturalistisch bornierte, durchaus eine Gefahr für das Gemeinwesen, – sie könnte politische Ideologie werden. Bekanntlich sind die Naturwissenschaften vom Menschen ideologieanfällig, weil sie erstens davon überzeugt sind, eine totale und reale Definition, nicht bloß eine ästhetische vom Menschen entdeckt zu haben. Evolutionslehre, Gehirnforschung undsofort nehmen ihren Schein (von Wissen) für Wirklichkeit und Vernunft, und darauf angesprochen und in die Enge getrieben, behaupten sie, „Vernunft“ sei doch auch nur eine unter vielen anderen Arten von Schein-Wissen; und zweitens verfügen sie dank praktizierbarer Technologie über die Macht, zu einer auch wirklichen Veränderung des Menschen übergehen zu können, weil dieser für sie nur eine Art unzähligen des Tierreiches ist.

 

Die realisierte Pluralität und Individualität von Schein-Definitionen durch moderne Kunst hat in deren Geschichte im 20. Jahrhundert zu oft extremen Intoleranzen unter den modernen Künstlern geführt. Und dies ist auch verständlich, weil die durchgeführte Individualisierung dahin zu führen trachtet, daß „am Ende“ jeder schaffende Künstler sich seine eigene Welt und Kunst erschaffen hätte, seine je eigene Schein- und Erscheinungs-Welt und damit auch seine eigene Schein-Kunst. Im Extremfall, der häufiger geschah, als man annehmen möchte -Künstlerfeindschaften, da geschäftsstörend, erreichen nur selten und eher verschämt die Öffentlichkeit der Märkte und Medien –  war der Kollege der Zunft (die als Zunft gemeinsamer Kunst nicht mehr existierte) der sicheren Überzeugung, es sei gar nicht Kunst, was der Kollege auf dem gemeinsamen Markt anbot.

 

Daraus lässt sich lernen, daß auch die modernen Künstler die vormodernen Verhaltensweisen in der Geborgenheit hierarchiefähiger Geschmäcker und Produktionsweisen noch abbauen und überwinden müssen; dies fällt schwer, denn einerseits muß der moderne Künstler ein Selbstdarsteller und Selbstanbeter notwendigerweise sein; andererseits soll er andere (Schein)Götter neben sich dulden. Aber es hilft nicht: die universal gesetzte Freiheit totaler Pluralisierung und Individualisierung fordert von allen eine auch wirklich (rechtlich festgeschriebene) totale Toleranz: vom Künstler, vom Kenner, vom Publikum und nicht zuletzt von den unzähligen Machern der Kunstmärkte. Mögen diese noch so sehr ihre Starkünstler machen, es gäbe stets noch andere, die mit ganz anderer Kunst als Starkünstler durchs Leben wandeln könnten, wenn ihnen die Erhebung in den Staradel zugefallen wäre.

 

Das in der modernen Verfassung moderner Demokratien festgeschriebene Grundrecht auf Kunstfreiheit kann nicht dulden, daß irgendein Schein von Kunst, irgendeine Schein-Definition eines Weltinhaltes, verboten werden dürfte. Daß in vielen Fällen, an denen die Kunst daher die Grenzen anderer Bereiche und deren Freiheitsdefinitionen berührt, insbesondere die Religion und deren Rechte, die bekannten Probleme der Beleidigung und Blasphemie entstehen können, geht das Grundrecht nur in abwägenden Zusätzen etwas an: in welchen Fällen darf und muß welches Recht höher als das andere geachtet werden. De facto kann dies nur von Fall zu Fall und von Umstand zu Umstand entschieden werden.

 

Aber nicht dieses Angrenzen an die Grenzen anderer Freiheitsbereiche der modernen Gesellschaft ist das Hauptproblem für das Gros der modernen Künstler, es ist vielmehr das brutale Faktum, daß der moderne Künstler für seine Produktionen einen Marktplatz finden muß, und dies mag in einigen Fällen leicht, in vielen aber schwer und in nicht weniger vielen unmöglich sein. Denn da sich die Gesellschaftsnotwendigkeit von moderner Kunst ausschließlich über die Vermittlung des Marktes nachweisen lässt, gilt unbedingt: Was hier nicht erschienen, das ist überhaupt nicht erschienen;[5] und somit ist nicht der große Kollege, sondern der Markt mit seiner Unzahl an kleinen Kollegen der eigentliche Spaßverderber.

 

Außerdem gibt es keinen wirklich objektiven Diskurs über die Agenda der modernen Künstler und Künste; – wie könnte es den auch geben, wenn abertausend Kunst- und Weltbegriffe zwar dasselbe meinen sollen (Kunst und Welt), aber infolge durchgeführter Nominalisierung (Pluralisierung und Individualisierung) aller allgemeinen Inhalte niemals können. Um die Bedrohung durch ideologieanfällige Wissenschaften zu bannen oder doch wenigstens zu mäßigen, hat die moderne Gesellschaft bekanntlich ihre „Diskurse“ eingeführt, die nicht nur den Zweifel an allem, was vorgebracht wird, erlauben und sogar fordern, sondern ohne begründete Argumente sofort als ideologieanfälliger Schein-Diskurs durchschaubar sind. Hier streiten Definierende und deren Definitionen miteinander, und zwar auf einem öffentlichen Meinungsaustauschungsplatz, der zwar wesentlich besser funktionieren und weniger von den Modewissenschaften und deren „Stars“ dominiert sein sollte, der aber bisher doch das Ärgste verhütet hat.

 

Eine solche Verhütung hat der „Diskurs“ über moderne Kunst weder nötig, noch wäre er möglich. Es gibt daher keine öffentlichen – also immer auch politischen Diskussionen – über moderne Kunst, die deren Begriff und Realität wirklich gerecht werden könnten. Es dominiert entweder das Interview mit dem Starkünstler, und alles Weitere ist geritzt, oder es dominiert die Willensäußerung des Kulturpolitikers, die Freiheit der Künste nach Marktkräften, in alteuropäischen Ländern auch nach Staatskräften, zu fördern; oder es dominiert der Smalltalk über moderne Kunst („Lieben Sie Schüttbilder?“), der lediglich private Geschmacksblüten bewässert, deren Marktläufigkeit riechbar bleibt.[6]

 

Eben daher ist moderne Kunst darauf angewiesen, sich immer wieder einmal durch diesen oder jenen Skandalkünstler und deren neueste Werke und Aktionen zurückzumelden. Doch enden die daran schließenden Diskussionen und oft wüsten Beschimpfungen – die Hassliebe des antimodernistischen Standpunktes der (Rest-All-)Gemeinen ist noch nicht gänzlich sanft entschlafen – stets wieder mit demselben Ergebnis: es gibt (kaum) einen Skandal, den die Kunst nicht tun dürfte, und folglich kann es in und durch Kunst keinen wirklichen Skandal mehr geben. Ein Spiel, das sich mittlerweile stabilisiert hat und doch keinen wirklichen „Diskurs“, in dem wirklich substantielle Fragen der modernen Gesellschaft und ihrer modernen Kunst verhandelt werden könnten, hervorbringen konnte.[7]

 

Die moderne Gesellschaft hat mit den Attacken moderner Kunst ein leichtes Spiel, denn sie weiß, daß der innerste Reibebaum des modernen Künstlers die säkulare Vernunft der modernen Gesellschaft ist; nur gegen deren führende Definitionsmacht, die als ausdifferenzierte wissenschaftliche und technologische Vernunft jeden Lebensbereich der modernen Kultur durchdringt, können die Werke und Aktionen der ästhetischen Moderne „subversiv“ und „anders“ sein und als solche erkennbar sein.

 

Und gegen diesen Reibebaum einer wissenschaftlich und säkular ausdifferenzierten Vernunft verblasst zunehmend der zweite, ebenso nicht zu beseitigende Reibebaum moderner Kunst: die Schönheitskunst der Vormoderne. Die moderne Gesellschaft kann sich von moderner Kunst schlechthin alles bieten lassen, es sei denn, die gesetzlich verbrieften Freiheiten anderer Bereiche (vor allem Religion, Recht, Ökonomie, Politik) werden auf gesetzesbrecherische Weise tangiert. Und selbst da findet sich zumeist noch ein weiter Spielraum des Taktierens und Hinhaltens.

 

Versteht sich der moderne Künstler daher als agent provocateur a) einer fundamentalen Kritik an der Schlechtigkeit der modernen Gesellschaft oder b) einer grenzenlos selbstreferentiellen Phantasiefreiheit oder c) eines obsessiv sich selbst darstellenden Individuums oder d) der summa summarum dieser drei Grundmöglichkeiten, so hat er seine neuen und „subversiven“ Definitionen von Gott, Welt und Mensch immer schon, ohne dies ausführen und ausdenken zu müssen, gegen die Definitionen der säkularen Weltvernunft moderner Kultur und Gesellschaft gehalten. Er kämpft wie Don Quichote, und seine Skandalanwandlungen sind nur das Ventil für die bitter erfahrene Beschränktheit und Bescheidenheit, die ihm die säkulare Vernunft der modernen Welt auferlegt.

 

Diese hat sich als ein uneinnehmbares und unüberwindbares Pantheon ausdifferenzierter Wissenschaften industriell und technologisch festgesetzt, und jeder moderne Künstler weiß um seine Unbildung und Unfähigkeit, diesen Kosmos nochmals durch Kunst zu repräsentativer Anschauung bringen zu können.[8] Das merkwürdige und unübersehbar große Ganze einer ausdifferenzierten Wissens- und (rationalen) Handlungswelt, deren Kehrseite die erkenntnislose Spaßgesellschaft der modernen Kultur dank omnipräsenter Unterhaltungskünste darbietet, lässt sich in der Symbolsprache der traditionellen Künste, auch wenn sich diese aufs äußerste um neue Symbole und Sprechweisen bemühten, weder verstehen noch erfassen.

 

[1] Daher haben wir keinen agonalen Fächerkanon mehr für Olympiaden im nicht-sportlichen Bereich, allenfalls noch Berufsolympiaden, die jedoch jeweils nur einen speziellen Beruf mit dem Geist agonaler Podien und Bühnen versorgen. Obwohl die ganze moderne Freiheit auf Konkurrenz basiert, durch Konkurrenz sich voranbringt, als konkurrierende produziert und konsumiert wird, kann es doch ein wirklich gemeinsames agonales Kulturgeschehen nicht mehr geben. Daher muß in vielen Kulturdepartements eine atomisierte Gemeinschaft als (Nicht)Gemeinde gelebt werden, ein nicht selten eher totes als lebendiges Leben.

[2] Über einen Künstler, der die Welt „verschluckte“, schreibt eine Professorin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien: „Kunst gegen die Gesetze der Wirklichkeit: Alles ist Skulptur, meint der 52-jährige Österreicher Erwin Wurm, der nicht davor zurückschreckt, auch die Gesetze der Logik auf den Kopf zu stellen.“ Und natürlich darf auch die Brechung des munteren Verspeisens nicht fehlen: der Ausstellungskatalog zeige das Werk eines Künstlers, der „das Kunstbusiness ironisch hinterfragt.“ (Der Standard, 24. 1. 2007)

[3] Und am äußersten Saum des Spektrums dominierender Wissenschaften tanzt auch die Philosophie noch ihr Tänzchen. Sehr verschiedene auch sie, doch kann die Stimme der Vernunft in ihr nur um den Preis einer wirklichen Selbstvernichtung verstummen. Eine Philosophie als Scheinphilosophie ist zwar möglich und auch vielfach wirklich, sie ähnelt sich der ästhetischen Moderne nicht nur an, sondern ist durch und durch „ästhetische Philosophie“, die auf ihre unvernünftigen Paradoxa auch noch stolz zu sein pflegt, weil es einen Markt dafür gibt, wie stets wenn Geblendete nach Einäugigen suchen.

[4] Erst als technologisch praktische ist eine analoge (im vormodernen Wortsinn) Pluralisierung und Individualisierung auch in den Wissenschaften möglich: im Bereich von Foto, Film, Computer, Internet und Multimedia.

[5] „Malerfürst“ Sigmar Polke: „Ein Bild ist erst fertig, wenn es bezahlt ist“ (F.A.Z., 03.02.2007, Nr. 29. S. 42)

[6] Die Diskussionen scheinen auf den akademischen Bereich beschränkt, doch auch dieser Schein ist wohl ein weithin trügerischer geworden. – Ephraim Kishons Thesen und Meinungen zur bildenden Kunst der Moderne („Picassos süße Rache“) wurde in den einschlägigen Talkshows von der Expertenwelt als Privatgeschmack eines Einzelgängers isoliert, der sich mit dem vermeintlich gesunden Volksempfinden zu verbrüdern trachte, um sich gegen den Geist der ästhetischen Moderne zu versündigen. Der diplomierte Bildhauer und Kenner der Kunstgeschichte äußerte jedoch glaubhaft, daß moderne Kunst seinen Intellekt unterfordere und daher nicht jene (pseudo)intellektuelle Kommentarliteratur rechtfertige, die er einer entlarvenden Kritik unterzog. Doch erscheint auch Kishons Ästhetik, die von einer ewigen Klassik des Kunstschönen träumte, von unreflektierter Naivität nicht frei: „Wenn er [Picasso] gewollt hätte, hätte er wie Giotto und Tizian malen können. Doch er wollte nicht.“ – Wäre die moderne Kunst und ihr Kommentar nur „totaler Bluff“, wäre sie weder ihr noch der modernen Gesellschaft (Schein)Problem geworden. Hinge das Fortgehen der Künste und des Kunstschönen nur vom Wollen der Künstler ab, wäre sie vom Tun und Lassen des Zirkus und seiner Geschichte nicht unterschieden.

[7] Als Teil des Kunstfestivals „Kontracom“ , dessen Aktionen für einiges Skandalaufsehen gesorgt hatten (umgestürzter Hubschrauber als Kunstwerk undsoweiter) brachten deren Künstler ein als „ironische“ Kunstaktion konzipiertes Bürgerbegehren an den Salzburger Gemeinderat. Die Stadtväter und -frauen, am Skandaltheater kaum interessiert, mussten das Begehren durchführen, weil sich zweitausend Bürger bereitfanden, mit und gegen die Ironie der Künstler zu spielen. (1,91 Prozent der 102.000 Stimmberechtigten). Von diesen waren 90,8 Prozent für ein „Verbot von Gegenwartskunst“ im öffentlichen Raum der Stadt: exakt 1.786. (Die Übrigen haben die „Ironie“ der „Kunst-Aktion“ wohl nicht verstanden.) Doch lehnte der Salzburger Gemeinderat das „Kontracom-Bürgerbegehren“ auf ein fünfjähriges Verbot für moderne Kunst im öffentlichen Raum ab. Lediglich zwei Gemeinderäte hatten für das fünfjährige Moratorium gestimmt. (7.2.2007) Hätte eine Mehrheit gestimmt, wäre durch „Kunst-Ironie“ bewiesen worden, daß die moderne Gesellschaft wie eine Diktatur des modernen Künstlers Tun und Lassen behindert und verfolgt. Man hätte bewiesen, was man zu unterstellen beliebte.

[8] Der Turmbau zu Babel ließ sich noch prächtig verstehen und erfassen durch eine Malerei, die auf vormoderne Mythen zuinnerst bezogen war. Der moderne „Mythos“ sprengt diese Beziehung brutal und endgültig. Er lässt weder idealisierte noch realistische Gesamt-Darstellungen zu.