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43 Urteil und Satz, Geist und Wahrheit

I.

Jedes Urteil mit Erkenntnisanspruch ist eine logische Verbindung von Begriffen: „Eine Eiche ist ein Baum“; und zugleich ein Satz als Verbindung grammatikalischer Begriffe: Subjekt-Kopula-Prädikat. Außerhalb unserer Sätze und Urteile existiert die Eiche als ihr realer Begriff, innerhalb unserer Sätze erscheint sie als Subjekt eines Prädikats, das gleichfalls eine Doppelexistenz führt: Denn auch der Begriff des Baumes existiert außerhalb unserer Sätze und Urteile als realisierter Begriff, innerhalb unserer Sätze als Prädikat, wie im Beispiel, oder als Subjekt eines anderen Satzes: „ein (dieser) Baum ist ein Lebewesen.“

Sätze sagen Urteile aus, Urteile erfüllen Sätze mit logischem Sinn. Die Nähe oder Verwandtschaft beider Formen unseres Denkens und Sprechens ist so nahe und so eng, ihr Unterschied so „hauchdünn“, daß er mitunter sogar dem geschulten Auge von Wissenschaft und Philosophie entgeht.

Überdies sind beide Formen (Urteil und Satz) überaus wendig und leicht veränderbar, Urteilenden und Sprechenden werden keine Ketten angelegt, weder logische noch sprachliche. „Eine Eiche ist ein Baum“ verbindet eine Art mit ihrer Gattung. Aber schon die sprachlich geringfügige Änderung: „Diese Eiche ist ein Baum“ verbindet ein Individuum mit seiner Gattung. Der Unterschied von Eiche als Art und Eiche als Individuum wird durch die grammatikalischen Kategorien von unbestimmtem Artikel einerseits, Demonstrativ-Pronomen andererseits, dargestellt.

Zu behaupten, ohne diesen grammatikalischen Unterschied gäbe es den Unterschied von Art und Individuum nicht, denn erst der Gebrauch der Sprache erzeuge und trage die Unterschiede unseres Denkens und Erkennens, wäre in der Perspektive moderner Sprachphilosophien gewiß „originell“, in der Sache aber desorientierend und hinfällig. Originalität schützt vor Irrtum nicht.

Das Denken geht der Sprache voraus, auch wenn das Denken nur in den Bahnen der Sprache als verbindliche und kommunizierbare Instanz erscheinen kann. Die Geleise auf dem Bahnhof der Vernunft liefert die Sprache, aber die Züge und Lokomotiven entstammen der Logik unseres rationalen Denkens.

Selbstverständlich sträubt sich unsere normal-normierte Vernunft, die unser tägliches Leben still und unvertretbar begleitet, dagegen, Eichen und alle anderen Dinge dieser Welt auf die Grundkategorien des Urteils: Art, Individuum und Gattung zu reduzieren. Ebenso dagegen, die Grammatik als abstrahierende Guillotine gegen lebendige Eichen und Bäume einzusetzen, wonach von diesen nur Subjekt, Kopula und Prädikat sowie die Diffizilitäten der verschiedenen Wortarten zurückblieben.

Weshalb auch die Dichtkunst in der Gunst der Menschheit jederzeit den Wissenschaften und der Philosophie vorauseilt, auch wenn neuerdings der mächtige Rivale Film die Unterhaltungsbühne der Menschheit zu erobern beginnt.

Ist aber gesichert, daß der Satz einer Aussage mit Erkenntnisanspruch ein sprachlicher Ausdruck des Begriffsverhältnisses Urteil sein muß, erhebt sich unwillkürlich die Frage, ob sich unser Urteilen nicht noch anderer als begrifflicher Mittel und Kategorien bedienen kann. Dies zu leugnen hieße, sowohl die sinnlich erscheinende materielle Welt, wie auch deren Erfahrbarkeit durch unsere Sinne zu leugnen.

Die Eiche erscheint nicht nur als Urteil und Satz, nicht nur als poetische oder sonstige Beschreibung, sondern auch als reales Ding realer Wahrnehmung und überdies als reale Abbildung in unübersehbar vielen Varianten. Und weil alle diese Formen der Realität unser Wahrnehmen, unser Vorstellen und auch unser Denken dominieren, begnügt sich unser Urteilen in allen diesen Fällen mit beinahe nonverbal deiktischen Akten: „Das ist eine Eiche, diese Eiche ist ein Baum“, – muß nicht mehr (aus)gesagt werden, wer es nicht sieht, bleibe unserem Lebenshort fern.

(Weshalb uns mit blinden Menschen ein überaus sensibles Mitgefühl verbindet. Ihnen wurde nur beschrieben und gesagt, was wir nicht mehr beschreiben und aussagen müssen, um zu verstehen, wie es sich unter Eichen und Bäumen lebt.)

II.

Der urteilende Satz ist offensichtlich in drei Richtungen gepolt:

1) Die real empirische Richtung: Die(se) Eiche ist ein Baum – Die(se) Sonne ist ein Stern.

2) Die kategoriale Richtung: Diese Art, dieses Individuum ist eine Gattung.

3) Die sprachlogische Richtung: die Kopula des Satzes („ist“) bestätigt die Aussage des Satzes als verbindlich: dem Subjekt des Satzes komme das Prädikat desselben Satzes unwidersprechbar zu.

Empirisch-reale, urteilslogische und sprachlogische Richtung interagieren untrennbar (obwohl unterscheidbar) und erfüllen das Wesen sinnvoller Sätze. Und dennoch kommt die Wahrheit dieser und aller ähnlichen Sätze, (die in unserem Weltverständnis zu geläufiger Trivialität auf- und zugleich abgestiegen sind,) weder aus der empirisch-realen, noch aus der urteilslogischen, noch aus der sprachlogischen Richtung und Ebene.

Sie kommen, um die Wahrheit vorweg anzugeben: aus dem Geist, in dem diese drei Richtungen (Schichten, Aktionen) nochmals und anders – weil allen Sätzen und Urteilen einer Kultur vorgängig – interagieren. (Wem das Wort „Geist“ anrüchig und altmodisch wurde, möge „Paradigma“ oder „Weltanschauung“ oder ähnliche Worte wählen, – auch diese wird das Schicksal ihrer Veralterung erfassen, oder hat es schon erfaßt.)

Beweis: in vorrationalen Welten, etwa in den archaisch mythischen oder extrem orthodox religiösen Weltbildern, (in Europa bis zur Neuzeit) lassen sich mit den empirischen Realitäten (Eichen und Sonnen) und ihrer sinnlichen Erfahrung ganz andere Arten und Gattungen verbinden. Götter und Dämonen beispielsweise, womit auch andere Seinsweisen (Mächte und Wirkungen, etwa heilige oder göttliche, dämonische oder teuflische), zugänglich waren. Und den indogermanischen Satz störte es nicht, wenn sich auf seinen Podien von Subjekt und Prädikat Götter und deren Mächte postierten.

Noch Homers Sätze sind sprachlogisch „einwandfrei“, sie stimmen mit unserem indogermanischen Gebrauch der grammatikalischen Sprachlogik überein, obwohl uns seine Urteilslogik ein leichtes (unterhaltsames) oder schweres (erstaunendes) Befremden beschert. Daß ein Geist nicht nur glaubte, sondern als selbstverständliche Trivialität erfuhr, daß Götter mit Menschen hohe und niedrige Dinge unmittelbar verhandelten, geht über die Hutschnur unserer Vernunft weit hinaus.

Der jeweilige Paradigmen-Geist der großen Epochen und Kulturen hat die Kraft und Macht, seine Welt und seine Menschen jeweils anders vorzustellen als andere Paradigmen-Geister wiederum ihre Welt und Menschen. Daher geht es nicht über die Hutschnur unserer Vernunft hinaus zu begreifen, daß die epochalen Urteils-Wahrheiten über die Welt und ihre realen Inhalte nicht aus den drei Richtungen bzw. Schichten des Urteils, sondern zuletzt und zuerst aus einem Zentrum über und doch in ihnen kommen.

Aus einer nicht unmittelbar erfaßbaren, aus einer nur indirekt erschließbaren Mitte. Das Zentrum dieser Mitte des jeweiligen Geistes, der sich oft über Jahrtausende zu erhalten weiß, hat die Kraft und die Macht, aus Eichen dieses, aus Sonnen jenes, aus Menschen dieses, aus der ganzen Welt dieses oder jenes zu machen.

Die scheinbar grenzenlose Freiheit des Geistes bei der Wahl seiner Welten führt in der heutigen Welt zur modischen Fraglichkeit des modernen Relativismus und Konstruktivismus. Ob Eichen und Sonnen immer schon dieselben Eichen und Sonnen waren, und ob unser rationales Weltbild behaupten darf, ein Fortschritt gegen die vorangegangenen Welten zu sein? Ein Thema, das verdient, als eigenes Problem behandelt zu werden.

Ausgangspunkt war die Frage, wie sich die drei Schichten bzw. Ebenen des Urteils über Welt und Mensch zueinander verhalten. Bemerkt wurde, daß sich die grammatikalische Logik von Subjekt-Kopula-Prädikat extrem dicht an die Logik der Kategorien des begrifflichen Urteils anschmiegt. Bis hin zu einer Art von Zwillings-Identität, deren Blendwerk in den Ideologien der modernen Sprachphilosophie und Sprachwissenschaft zu heilloser Verwirrung geführt hat.

Dennoch: obwohl die begrifflichen Kategorien die Bühne des Satzes der Sprache immer nur entweder als Subjekt oder als Prädikat betreten können, sind sie doch von diesen Podesten ablösbar. Schon ein simpler Schematismus der Begriffe leistet diese Arbeit, er stellt die Kategorien gleichsam nackt auf den Boden des logischen Denkens.

Offensichtlich ist in der grundsätzlichen Möglichkeit, die drei Schichten des Urteils voneinander isolieren und gesondert für sich betrachten zu können, etwas vom Anfangsparadigma unseres postmythischen und postreligiösen Geistes und seiner Wahrheit erhalten geblieben: Trotz ihrer Unterscheidbarkeit vergessen wir die trinitarische Untrennbarkeit der drei Schichten nicht mehr.

Wir sind davor geschützt, in die Wahrheitswelt mythischer Welt- und Gottesbilder zurückkehren zu müssen; ebenso davor, hilflos den szientifischen Fetischen der modernen Sprachwissenschaft auf den Leim gehen zu müssen. Wären die Grenzen unserer Sprache die Grenzen unserer Welt, wären neue Paradigmen des Verstehens, die sich der jeweiligen Sprache frei bedienen, niemals in die Welt der Menschheit gelangt.

Die beiden Grundmächte unserer Rationalität, die kategoriale Ebene unseres logischen Denkens einerseits und die sprachlogische Ebene unseres Sprachgebrauchs andererseits tragen die Vorstellungsebene (die „empirische Richtung“) aller erlebten Urteile und Sätze wie auf Stelzen vor sich her und durch das ganze Leben jedes Menschen hindurch. (Es sei denn, schwere Krankheiten und neue Sprachexistenzen in fremden Ländern und Kulturen kommen dazwischen.)  

Vernehmen oder äußern wir beispielsweise die Sätze: Diese Eiche ist ein Baum, oder diese (unsere) Sonne ist ein Stern, erscheint in unserem Geist ein Bewegungsbild von Vorstellungen. Man sieht vor sich, was der Satz aussagt. Und dabei bleibt das vorstellende Bewußtsein stehen. Es ist befriedigt, diesen Satz sofort und verbindlich verstanden zu haben und kommunizieren zu können.

Die rationalen Gattungsbegriffe unserer Welt (Baum und Stern) sind, wie schon bemerkt, nicht durch die drei Schichten bzw. Funktionen unserer aussagenden Urteile in unsere Welt gekommen, sondern zuvor schon durch ein neues Weltparadigma und dessen wissende Teilsysteme.

Deshalb sind sie auch – bis auf Weiteres – in unverrückbarer Weise in unserer Welt und nicht mehr daraus fortzuschaffen. Sie sind weder das Produkt eines formallogischen, noch eines sprachlogischen und schon gar nicht das Phantasma eines Spiels spontaner Vorstellungen.

III.

In Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“ finden sich viele Szenen, die den Unterschied der mythischen Welt von der rationalen der späteren Paradigmen deutlich machen. Der Dichter hatte sich in die moderne wissenschaftliche Literatur über die altägyptische Kultur wie ein versierter Spezialgelehrter eingelesen, um einigermaßen wahrheitsgetreu das damalige Leben und Denken der Menschen darstellen zu können.

Lesend erleben wir daher mit, wie unsere gesamte vertraute Welt einst eine völlig andere war, obwohl die frühere Welt keineswegs Bäume durch Ungeheuer und Sterne durch Monstren ersetzte. Aber die grundlegenden Kategorien und Begriffe und mit diesen auch die Sprachweisen (samt eigentümlicher Schriftweisen), in denen die gesamte damalige Welt vorgestellt, gedacht und ausgesprochen wurde, waren andere, nach unseren Begriffen: vorrational-kindliche, unvernünftig-mythische Kategorien, Begriffe und Aussageweisen.

Im Licht unseres rationalen Welt- und Menschenbildes betrachtet, erscheinen uns alle Urteile und Schlüsse, alle Grundsätze und Zielvorstellungen des mythischen Weltparadigmas – gelinde gesagt – von merkwürdiger Absurdität.

Dieser befremdliche Eindruck wird nicht dadurch aufgehoben und beseitigt, daß wir die innere Genese der mythischen Vorstellungen und Grundsätze durch Jahrhunderte und Jahrtausende zurückverfolgen können. Die Begriffe und Kategorien unserer historischen und archäologischen Forschungen haben die Macht, die Entwicklung der Religionen und Kulturen beinahe lückenlos aufzuklären. Die Logik ihres Vorstellens, der Zusammenhang der Teilmythen im Gesamtmythos, das System ihrer Kulte, ihrer rivalisierenden Konfessionen, ihrer religiösen und kulturellen Revolutionen, – da ist kein Stein, keine Hieroglyphe, die das Licht der modernen Forschung nicht schon beleuchtet hätte.

Die altägyptischen Worte und Sätze, aus dem Grab ihrer Hieroglyphen zu verstandenem Leben erweckt, beweisen, daß eine Welt existierte, in der Dinge geglaubt und gelebt wurden, die zwar durch moderne Wissenschaften erkennbar sind, dadurch aber keineswegs unmittelbar nacherlebbar werden. (Kein heutiger Mensch kann sich jemals in einen altägyptischen verwandeln.)

Für Millionen Menschen waren die großen Totentempel (Pyramiden) das real existierende Jenseits ihrer real (mumifiziert) Verewigten. „Mit der größten Selbstverständlichkeit von der Welt“ wurde verstehend gelebt, keineswegs nur „geglaubt“, was für uns mit ebenso „größter Selbstverständlichkeit“ völlig unglaubhaft und nicht mehr (nach)erlebbar wurde.

Aber die Worte und Sätze blieben erhalten und sind auf uns gekommen wie die Ruinen einer verlassenen Stadt, in deren Mauern der alte Geist nicht wiederkehren wird, weil sich andere Geister nach ihm seiner Erbschaft bemächtigt haben, um sie nach und nach vollständig zu verändern.

Unsere Übersetzungen der Runen und Hieroglyphen eines erloschenen Geistes können daher vollständig richtig sein, ohne das lebendige Praktizieren des erloschenen Geistes jemals erreichen zu können. Dennoch sind unsere Übersetzungen nicht nur nach unseren Richtigkeitskriterien richtig, weil diesen ein System von Wahrheitskriterien zugrundeliegt, das jederzeit erkennbar und aussagbar durchscheint und sich als höheres und tieferes Wahrheitssystem zu erkennen gibt.

Die Schranke unserer theoretischen Vernunft, nicht in die Realität einer vergangenen praktischen Vernunft nachahmend eindringen zu können, verleitet uns manchmal zur irrigen Annahme, das mythische Denken der verschwundenen Religionen und Kulturen wäre im Grunde nur eine andere und frühere Art von Rationalität. Deren Vernunft und Verstand stünden gleichberechtigt neben den späteren und heutigen. Womit die Geschichte der Menschheit ein Kaleidoskop oder Karussell wäre, in das wir nach Belieben einsteigen, um eine vergnügliche Weile rundumzufahren.

Wenn wir die mythische Realität als eine andere Art von Ratio anerkennen würden, was sie in genetischer Hinsicht gewiß war, denn woher sonst, wenn nicht durch deren Überwindung wären die späteren Paradigmen in die Welt gekommen? würden wir allerdings den Ast, auf dem wir sitzen, absägen, sofern wir, was leichtsinnig oft geschieht, von gleichberechtigten Rationalitäten sprechen. Fortschritt über den Mythos hinaus wäre unmöglich und unsinnig, – jeder Mythos nur eine andere und neue Art von Logos. Dieser wäre so „offen“ und jeweils neu bestimmbar, daß auch – um nur ein Beispiel zu nennen – die Menschwerdung Gottes in Jesus, dem Christus durch eine andere und bessere könnte überboten werden.

Daß aber die Menschwerdung eines Gottes in einem Menschen unserer Vernunft selbst noch als mythischer oder halbmythischer Gedanke erscheinen muß, ist bekannt: Als Problem einer Kultur, die ihren Zenit erreicht hat und nun nicht weiß, wie es weitergehen soll mit ihr und ihrer Vernunft sowie mit ihren benachbarten Kulturen, die längst nicht mehr in vormoderner Nachbarschaft nebeneinander leben. Man ahnt, es könnte eine neue Gesamtkultur, eine erstmals gelebte Menschheitskultur entstehen, und gerade jene, die am wenigsten wissen, wie sie entstehen soll können, pflegen darüber grobschlächtigste Visionen zu verbreiten.

Auch die Gefahr, daß die Vernunft europäischer Herkunft, der sich die Dominanz der Ersten Welt über die anderen Welten verdankt, erodieren könnte, ist keineswegs gebannt. Die Auflösungserscheinungen, die liberalistische Denkweisen mittlerweile bereits den zentralen Begriffen der modernen Rationalität (Vernunft und Unvernunft, Freiheit und Unfreiheit, Schönheit und Häßlichkeit, Mann und Frau, Ehe und Nichtehe usf.) zufügen, könnten sich zu einem Flächenbrand ausweiten.

Schlußendlich würde doch noch möglich, was heute noch fast jedermann unmöglich zu sein scheint: daß jede Art von Leben und Welt mit jeder anderen Art von Leben und Welt produktiv interagiert, weil nichtmythisches Denken und Weltbild mit jedem halb- und ganzmythischen Denken und Weltbild (angeblich friedlich) kooperieren könne.

Es wäre eine Kultur, die Nicht-Identität als Prinzip eines neuen Welt- und Menschenbildes wählte und glaubte, kein größerer Dienst als dieser sei der künftigen Menschheit erweisbar. Es wäre ein neues säkulares Grundgesetz, das zugleich das Gegenteil seiner selbst wäre, indem alle Identitäten im großen Nichtidentitäts-Mischkessel solange rotieren und umtreiben, bis sie als „integriert“ gelten, obwohl und weil niemand mehr weiß, worin und wofür sie integriert wurden. Endlich hätten die Paradigmen der Geschichte ihre Kämpfe beendet und entsorgt. Statt der letzten Müllhalde wäre grenzenlose Multipolarität als Ziel der Geschichte erreicht.

(Leo Dorner, Juni 2019)