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100 Der neue „Hundertjährige Krieg“

Der neue „Hundertjährige Krieg“ zwischen Israel und seinen muslimischen
Todfeinden hat eine neue Runde erreicht.
Auch die Houthis teilen nun offiziell (ohnehin seit dem „Überfall auf Teheran“ im
heurigen Jahr) das Prinzip eines „long struggle“, um die „widerrechtliche
Besetzung des arabischen Stammlandes“ zu beenden. Ein langer, ein
wechselvoller Kampf sei zu bestehen, (in dem der Mythos einer
„Zweistaatenlösung“ wie ein perfekter Brandbeschleuniger wirkt.)
Es wird „a long struggle“, ein langer Kampf, erklären sie, und an diesem heiligen
Krieg möchten sie als Mitkämpfer an der Seite der Hamas teilnehmen.
Die UNO- und EU- „berufenen“ Fatah-Palästinenser halten sich vorerst noch
bedeckt und im Hintergrund, sie hoffen vermutlich auf Gaza-Pfründe, wenn die
Hamas eines (späten) Tages erfolgreich vertrieben wurde. Doch am heiligen
antizionistischen Credo halten auch sie fest: die „Besetzung des arabischen
Stammlandes“ muß aufhören.
(Den heiligen Vogel schießt wieder einmal der „Regenbogen-Papst“ in Rom ab:
„Macht endlich Frieden“, ruft er den Kontrahenten zu. Koste es, was es wolle?
Sterben müssen wir alle, warum nicht auch das heutige Israel?)
Zugleich „deduziert“ ein Uralt-Rabbi in Israel direkt aus der Bibel (mit Thora-
geeichten Winkelzügen): Gott habe dem künftigen Israel das ganze Land
„zwischen Meer und Fluß“ zugesagt.
Trump läutet die nächste Runde ein
Doch nun hat Trump die nächste Runde der Einhundertjährigen eingeläutet.
Abbas, dem nichtgewählten Fatah-Nachfolger Arafats, will er nicht erlauben, vor
der UNO sein bekanntes Repertoire an Israel-feindlichen Tiraden ausposaunen.
Er will ihn außerdem zwingen, mit dem seit 2009 existierenden „Palestinian
Authority Martyrs Fund“, Schluß zu machen. Kurz, er will die Friedensfähigkeit
der „Palästinensischen Autonomiebehörde“ auf Herz und Nieren prüfen.
Gegen den bestens dotierten „Märtyrer-Fond“ haben Obama und Biden nichts
unternommen und auch der erstmalig regierende Trump hat das Problem
übersehen. Doch nun haben seine Berater vermutlich „genauer hingeschaut“
und erkannt, daß es an der Zeit ist, das amerikanische Gesetz und die UNO-
Charta nicht mehr zu verraten, sondern durchzusetzen.
Peinlicherweise haben die Palästinenser auf ihrem Kerbholz eine „schriftliche
Charta“, die das Ende des Staates Israel zur Staatspflicht der palästinensischen
Staatsbehörden macht, auch wenn diese vorerst noch eine papierene Existenz
führen.
Doch diese Behörden existieren sehr real, wenn sie monatliche Summen an die
Mörder von Bürgern des präsumtiven Nachbarstaates Israel bezahlen, ihre
Kinder lehren, Juden zu hassen und den Jihad gegen sie zu verherrlichen, die
Geiselnahmen von israelischen Bürgern in der Regel begrüßen und sich als
gehorsame Vasallen der schiitischen Mullahs verdingen.
Weil es aber zu den „Staatsräsons“ nicht weniger EU-Staaten zählt, dieses lange
(hier stark verkürzte) Sündenregister nicht anzuklagen, haben sie nun auch
noch mit den politischen Anklagen des Großen Bruders am anderen Ende des
großen Teichs zu rechnen.
Also wird es im neuen Hundertjährigen Krieg keinen „gerechten Frieden“
geben?
Die „alleserklärende, lange Vorgeschichte“
Im apolitischen Luftdenken der Religionsführer beginnt der „gerechte Frieden“
bekanntlich bereits mit dem Aussprechen der heiligen Formel vom „gerechten
Frieden.“
Aber 2025 wollen wir nicht (mehr) prüfen, wie oft diese Formel im
Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich von den Geistlichen
aller beteiligten Konfessionen angerufen wurde. Aus einleuchtendem Grund:
seit dem genannten Hundertjährigen Krieg sind weitere hundert und mehr
Kriege über die Bühne der Geschichte gegangen, und nochmals weitere werden
folgen.
Also wird sich das Märchen vom „gerechten Frieden“ niemals unter Menschen
ereignen? Diesem düsterem Urteil widersprechen die Annalen der Geschichte:
Noch jeder (bisherige) Krieg wurde durch einen Frieden beendet, dessen
„Gerechtigkeit“ allerdings nicht vom Himmel fiel.
Auch die vernünftelnden Winkelzüge Kants in seiner Schrift „Zum ewigen
Frieden“ (1795), der in der künftigen realen Weltgeschichte anlanden wird, –
ermöglicht durch die vertraglichen Ermächtigungen eines idealen Weltstaates –
interessieren heute nur noch die Experten der deutschen
Philosophiegeschichte.
Bleiben noch die Experten der „langen Vorgeschichte“ des „neuen
Hundertjährigen Krieges“. Sie garnieren die aktuellen Nahost-Debatten als
selbsternannte Letzterklärer mit endlosen und stets behaglich einander
widerlegenden Beiträgen über das Balfour-Abkommen von 1916, das als Ur-
Sache aller kommenden Übel präsentiert wird.
Mal waren es die Engländer, dann wieder die Franzosen, die eine vernünftige
Entwicklung durch ihre Fehlentscheidungen verbaut haben. Und auch die
scheidenden Osmanen hinterließen eine dunkle Erbschaft: Massenmorde an
feindlich gesinnten Gegnern, an deren „wiedergutmachender Aufarbeitung“
(deutsche Gründlichkeitsphrase) die neue Türkei unter Erdogan bislang kein
Interesse gezeigt hat.
Doch eines Tages feierten die von der UNO „demokratisch legitimierten Mächte“
die Geburt einer „Zweitstaatenlösung“ als Vorbote eines ewigen Friedens im
Nahen Osten. Aber auch dieser „herausragende Friedensplan“ konnte sich
bislang nicht durchsetzen, weil ihn „böse Mächte“, vermutlich vom
„Rädelsführer Israel“ verführt, bis heute torpedieren.
Nun gehört es zur Logik von „Hundertjährigen Kriegen“, nicht nur Generationen
zu überdauern, sie überdauern auch den Wechsel der jeweils herrschenden
politischen Systeme, (im Mittelalter und davor den Wechsel der regierenden
Dynastien und ihrer „Warlords“) die sich abwechselnd als „gerechte
Friedensvermittler“ anboten.
Jene Generationen, die den jeweils aktuellen Hundertjährigen begonnen haben,
sind meistens schon verstorben, wenn er eines Tages doch noch ein Ende findet.
Und weil die Übeltäter und ersten Verursacher nicht mehr zur Rechenschaft
gezogen werden können, bleibt nur noch das Mittel der üblen Nachrede:
Durch einen verdammungswürdigen „Kolonialismus“ haben sich England und
Frankreich als Geburtshelfer schuldig gemacht, und das schuldig und fremd
geborene Kind hockt nun als „Staat Israel“ mitten im „lupenreinen“ Islamgürtel
der Menschheit
Frieden durch Religionsfrieden?
Den Wechsel der politischen Systeme überdauern auch die beteiligten
Religionen: Sie scheinen daher berufen zu sein, den verzweifelt gesuchten, von
den politische Mächten immer wieder verfehlten politischen Frieden im Nahen
Osten auf einen (Zauber)Schlag zustande bringen zu können.
Im aktuellen „Hundertjährigen“ sind es diesmal a) die Kirchen des Christentums
und deren Führer heiliger Worte, (seitdem die Päpste in Rom nur noch auf
Schweizer Garden zurückgreifen können), b) die obersten islamischen
Rechtsinstitute in Kairo und Mekka mit Qom, dem schiitischen Zentrum im Iran
als Drittem im konfessionell verfeindeten Bunde, c) eine Vielfalt „Jüdischer
Weltorganisationen“ und das kleine Israel selbst – wie schon gehabt: als
schlauer David einem siegesgewissen Goliath gegenüber.
Die gesalbten Führer der Religionen haben den Vorteil, daß ihre
Friedensvorschläge für die Konflikte und Kriege in dieser Welt von allen
todbringenden Differenzen der Kombattanten absehen können. Sie können
und müssen diese Differenzen in Liebe und Demut gleichsam ertränken, oder
realistisch formuliert: mit demütigem Augenzwinkern ignorieren und
verharmlosen.
Seit Beginn des aktuellen „Hundertjährigen“ begleiten die religiösen
Vermittlungsideen alle politischen mit gleichbleibender Güte und Geduld,
während diese ihre politischen und militärischen Strategien und Taktiken
ständig wechseln müssen, um das kampflustige Pferd unter ihrem Sitzfleisch
unter Kontrolle zu halten.
Für die politisch Mächtigen und säkular Denkenden der im Nahen Osten
verwickelten Mächte agieren ihre Religionsführer standesgemäß salbungsvoll,
sie umkreisen ihre austauschbar heiligen Textformeln mit erfüllter Zuversicht
und laufen daher dem großen Ziel des gesuchten Friedens immer nur wie
„außer Konkurrenz“ hinterher. Verständlich: ihre Konzepte eines ewigen
Friedens im Gang der vielen „Hundertjährigen“ müssen immer nur mit ihren
eigenen Prämissen von Frieden und Gerechtigkeit überstimmen. Das idyllische
Bild eines religiösen Weltfriedens tut sich auf. – Wäre da nicht die große und
singuläre Ausnahme: Die heiligen Führer im islamischen Weltgürtel verfügen
über grenzüberschreitende Todesurteile und lassen globale
Welteroberungsappelle um die Welt laufen.
Leo Dorner, August 2025